Online-Meetings, Online-Trainings: Was geht, was geht nicht?

Die Quintessenz gleich vorneweg: Fast alles ist möglich! Das betrifft die Themen, die Dauer der Veranstaltung und die Anzahl der Teilnehmenden.

 

Themenvielfalt: Kolleg*innen geben Yoga- und Gitarrenunterricht online. Geht! Gesprächstraining? Geht! Gruppenarbeit am Projekt? Geht! - Inhaltlich gibt es nur wenige Einschränkungen: Mit teambildenden Maßnahmen auf hoher See oder im Baumwipfelpfad sieht es naturgemäß eher schlecht aus ;)

 

Online-Trainings in Vollzeit: Vielfach höre ich von Kolleg*innen und potenziellen Teilnehmer*innen, mehr als 1,5 – 2 Stunden Online-Training seien nicht möglich. Ich habe es probiert: Auch mehrere Tage in Folge mit jeweils 8 Stunden verliefen problemlos. Zugegeben: Nach dem ersten Tag waren alle Teilnehmenden (und ich!) erschöpft. An den Folgetagen ließ das nach, hier trat ein gewisser Gewöhnungseffekt ein.

 

„Von 1 bis Unendlich“: Wie auch bei Präsenzveranstaltungen ist vom 1:1-Coaching bzw. Einzelunterricht bis zur Großgruppenveranstaltung alles möglich. Jede Teilnehmerzahl verlangt jedoch ihre spezielle Methodik.

 

Für mich als Trainerin und Moderatorin ist eine Online-Veranstaltung anstrengender als offline. Warum? Man muss Ziele und Inhalte, Methodik, Zeit, die Teilnehmenden und die Technik im Blick haben. Und dies ist zumindest in folgenden Punkten anspruchsvoller als bei einer Präsenzveranstaltung:

  • Methodik: Für Trainer*innen / Moderator*innen können 5 Minuten eigene Redezeit eine Ewigkeit sein, wenn man ins Nichts spricht – wenn also die Teilnehmenden Video und Audio ausgeschaltet haben. Umgekehrt brauchen auch die Teilnehmer*innen nach einigen Minuten des Zuhörens eine aktive Phase. Daher ist die Planung und Umsetzung des Methodenwechsels so wichtig.
  • Kommunikationskanäle: Kommunikation wirkt verbal, paraverbal und non-verbal. Bei Online-Meetings bleibt trotz Webcam manches verborgen - so einige Aspekte der Körpersprache. Wenn Teilnehmende nur per Audio zugeschaltet sind, kann man nur anhand ihrer Stimme Emotionen wahrnehmen. Sind Teilnehmende weder mit Video noch mit Audio dabei, bleibt ihnen nur der Chat. Hier werden Beiträge sehr kurz, und für Nettigkeiten und Höflichkeitsfloskeln bleibt keine Zeit. Das bedeutet, einerseits muss ich als Moderatorin ein „dickes Fell“ haben, andererseits muss ich sensibel genug sein, um Veränderungen der Stimmung Einzelner oder der Gruppe wahrzunehmen.
  • Technik: Als Moderator*in muss ich meine Technik beherrschen. Ich sitze vor mehreren Bildschirmen, brauche Webcam und Headset, ggfs. Dokumentenkamera und Zeichenpad. Hinzu kommt die Software, um Teilnehmer*innen das Wort zu erteilen, um den Chat auszuwerten, um Screenshots zu machen, um Dokumente freizugeben, um Teilnehmer*innen zu erklären, wie sie Dokumente freigeben usw. usf., außerdem Office-Anwendungen wie Word oder Power Point und Web Tools zum gemeinsamen Arbeiten.

Schlussfolgerung: Als Moderator*in muss ich Online-Meetings sehr viel besser vorbereiten als Offline-Meetings, damit ich auf Störungen gut reagieren kann.

 

Liebe (angehende) Online-Moderator*innen, an dieser Stelle zwei Worte zur Beruhigung: Was die Online-Konferenz-Software anbelangt, die Lösungen ähneln sich. Und: Für technische Probleme der Teilnehmenden sind diese selbst zuständig. Ich helfe, so gut ich kann, aber ich löse die Probleme nicht.

 

Immer wieder höre ich die Frage: „Fehlt Dir bei Online-Veranstaltungen nicht der persönliche Kontakt?“ Doch der fehlt mir. Sehr sogar! Aber: Besser online als gar nicht! Und: Online-Meetings haben ihre ganz speziellen Stärken - so die völlige räumliche Flexibilität der Teilnehmer*innen und Moderator*innen und die Möglichkeit, sämtliche Materialien einschließlich Veranstaltungsprotokoll allen Teilnehmenden sofort digital bereitzustellen.

 

Dem gegenüber steht ein wesentlicher Nachteil: Die Pausen verbringt jeder Teilnehmende für sich. Bei Präsenzseminaren dienen Pausen dem Networking, häufig sind Pausen gar der wichtigste Teil einer Präsenzveranstaltung. Daher sehe ich mich als Online-Moderator*in auch in der Pflicht, Networking anzuregen und zu ermöglichen. Was die Teilnehmenden daraus machen, liegt in ihrer Verantwortung.